sagt eine 66jährige pflegende Angehörige bei der Fachtagung Demenz in Groß-Umstadt. Dabei lebt diese Frau, was Unterstützungsangebote angeht, in einer sehr privligierten Situation. So heißt es in einem Zeitungsartikel über diese Tagung:
»Mein Mann ist 40 Stunden wöchentlich in der Betreuung, ich nutze also das Angebot, das es gibt, so gut wie möglich aus«, sagt Elisabeth Förster, »trotzdem bleiben noch 128 Stunden in der Woche, die ich für ihn verantwortlich bin«.
Von der Zeit, in der ich selbst eine Angehörigenselbsthilfegruppe besucht habe, an der vorwiegend alte Menschen teilnahmen, die ihre Ehepartner zuhause pflegten, kann ich mich an niemand erinnern, der eine Tagespflege in diesem Umfang wahrnehmen konnte. Üblich waren bei einigen Teilnehmenden 20 Stunden, in sehr seltenen Fällen dreißig Stunden. Aber die meisten hatten nur einmal oder zweimal wöchentlich ein vormittägliches Entlastungsangebot.
»Ich hatte mir mein Leben anders vorgestellt, als es jahrelang mit einem Mann mit Alzheimer zu verbringen«, sagt die 66-jährige Elisabeth Förster. 55 Jahre war sie, als bei ihrem Mann, einem selbstständigen Ingenieur, mit 59 Jahren diese Krankheit des Vergessens diagnostiziert wurde.»
Sie erzählt in dem Artikel über ihre Wut und kommt zur Einschätzung: „Ich bin am Ende meiner Kraft“.
Leider vermittelt der Artikel keine Ansatzpunkte. Nur auf ein im Bau befindliches Pflegeheim, in dem Menschen in Wohngruppen leben werden, wird verwiesen. Aber was ist „dazwischen“: Zwischen der Überforderungssituation zuhause und dem Entschluß, den Angehörigen ins Pflegeheim zu geben, der aus emotionalen und finanziellen Gründen meist erst dann fällt, wenn der/die pflegende Angehörige nach jahrelanger Pflege zuhause so fertig ist, daß es gar nicht mehr anders geht.
Die Schlußpassage des Artikels gerät dann doch etwas dürftig, wenn es von einer anderen pflegenden Angehörigen heißt:
»Ich besuche auch am Wochenende oft Workshops und benötige dann den Pflegedienst. Das Geld aus der Pflegekasse hat bei mir bis Mai gereicht, nun muss ich die Betreuung selbst bezahlen«
Schön, wenn sie die finanziellen Möglichkeiten hat, aber was ist mit denen, die das nicht stemmen können? Abgesehen davon denke ich, daß es nicht nur um finanzielle Aspekte geht und um organisatorische, sondern, daß viele Angehörige, die zuhause pflegen immer stärker in eine Isolation geraten: Einerseits, weil sie selber kaum oder wenig raus kommen, denn wer zwei Vormittage ein Angebot für seinen erkrankten Angehörigen hat, braucht diese meist, um Behördengänge und Einkäufe zu erledigen. Vielfach ziehen sich auch Freunde und Bekannte zurück, weil sie sich durch die Veränderungen, die die Krankheit mit sich bringt, überfordert fühlen oder ein anderer, der dement ist, einen damit konfrontiert, was einem selber bevorstehen könnte.
Der Rat am Schluß des Artikels geht an der Realität vieler pflegender Angehöriger vorbei, wenn es heißt:
Nicht resignieren, sondern kämpfen und sich selbst Freiräume schaffen«, rät Rosi Patzer allen Angehörigen, »damit die Kraft lange reicht und das Leben auch mit solch einer Diagnose lebenswert bleibt«.
Denn genau für diese Freiräume gibt es meist keine „Infrastruktur“ oder das Geld ist nicht vorhanden. Deshalb dürfte ein solches Statement für viele betroffene Angehörige wie Hohn klingen.
Ich bin so ahnungs – und ratlos.
Ist es gut, wenn man eine private Pflegeversicherung abschließt, eine zusätzliche Altersversorgung ?
Meine Tochter riet dazu, falls mein Mann und ich in das Alter und die Lage kommen, denn sie möchte uns gut versorgt wissen.
GLG Marianne 🙂
Als Neurologe kann ich tag-täglich nur begleiten und erfahre jeden Tag, wie sehr diese Erkrankung eine Erkrankung einer ganzen Familie ist. Es ist so unbefriedigend, wie wenig Zeit uns Ärzten letztlich zur Betreuung, Beratung und Begleitung zur Verfügung steht. Denn die immer weiter sinkenden Fallwerte zwingen uns zur Fließbandarbeit, die genau hier nicht gut geht.