Gesucht und gefunden oder auch nicht

Hier sind die häufigsten Suchbegriffe des letzten Monats – ausgenommen das Alzheimerdorf in den Niederlanden, das wieder unangefochtener Spitzenreiter war:

konrad demenz simone
Von Demenz als Vornamen würde ich abraten.

spirituelle aktivitäten bei alzheimer
vielfältig – siehe die Kategorie „Spirituelles“ in diesem Weblog

demenz indonesisch
ja auch da, denn Demenz ist ein kulturübergreifendes Phänomen.

muslime alzheimer
Sie macht auch vor Muslimen nicht halt. Mein Buchtipp dazu wäre von von Tahar Ben Jelloun: Yemma, meine Mutter – mein Kind

homosexualität bei demenz
die sexuelle Orientierung ändert sich durch Demnz nicht – oder geht es um was anderes?

altenheim bolg
fast richtig. Der Altenheimblogger ist der erste in der Blogroll rechts.

stellenangebote holland alzheimer dorf
Am besten auf der Website von denen nachschauen

zwei leuchtende herzen die per entfernung leuchten
würde ich im Lichterkettenfachhandel suchen

was kommt am 16. dezember ins kino
Small World aber auch „Von Menschen und Göttern“, ansonsten würde ich bei Kinofinder.de recherchieren.

fragen zu small world
welche? In den Kommentaren war nix.

blog wordpress pflegeheim
ja – geht in die Richtung hier, allerdings mit Fokus auf Demenz, ansonsten empfehle ich immer noch den Herrn Altenheimblogger, erster in der Blogroll rechts.

Alzheimer junger Hund
Hier auf dem Blog haben wir nur Therapiehund Largo zu bieten und der ist inzwischen im mittleren Hundealter

site: wordpress.com hochzeit
völlig falsch hier – erinnere mich nicht, in diese Richtung was geschrieben zu haben, außer von Situationen, bei denen Alzheimerkranke nicht mehr klar kamen im Film Small World bzw. im Buch von Tahar Ben Jelloun

kirche gottesdienst geschenke
hört sich nach Weihnachten an

Weihnachtsgottesdienst mit Demenzkranken
Das schon eher …

wo bekomme ich in berlin nockerlgrieß
gar nicht – Auskunft von der Firma Bern.bacher. Ich stand auch vor dem Problem und lasse mir regelmässig Care-Packete schicken.

Noga alzheimer
So heiße ich zwar nicht, aber schön, dass Sie das Blog auf diese Weise gefunden haben

alzheimer dorf niederlande anmeldung
Am Besten dort: Mit 5000 Euro monatlich sind Sie dabei.

lavendelkissen aufwärmen
in der Mikrowelle oder im Backofen, aber unbedingt ein Glas Wasser dazu stellen

Seidenmalerei
Schönes Hobby; gibt es hier nur unter kunsttherapeutischen Aspekten für dementiell veränderte Menschen unter der Kategorie „Künstlerisches“.

Im Kino …

mit einer Freundin „Small World gesehen. Sie kannte die Romanvorlage – ich nicht. Der Film ist sehr beeindruckend mit sehr ausdrucksstarken Bildern, auch wenn er mit der literarischen Vorlage sehr frei umgeht. Es hat uns beiden gefallen. An den Reaktionen des Publikums wurde deutlich, daß viele Zuschauer nicht mit Alltagserscheinungen dementiell veränderter Menschen vertraut sind.

Kurz vor Weihnachten …

bin ich über ein anderes Weblog auf einen Video-Podcast über Josef, den Stiefvater von Jesus gestossen: Sehr gut gemacht, und ich finde zwischen Josef und pflegenden Angehörigen gibt es einige Vergleichspunkte. Auch wir sind in diese Situation hineingeraten ohne es zu wollen und ohne gefragt zu werden:

Christkind oder: Wie krank ist das Gesundheitssystem?

Medizynikus, Krankenhausarzt in der Provinz (Bad Dingenskirchen) erzählt von seinem ersten „Christkind“ dieses Jahr. Im Krankenhausjargon sind damit chronisch kranke oft auch dementiell veränderte Patienten gemeint, die kurz vor den Weihnachtsfeiertagen im Krankenhaus eingeliefert werden, obwohl sie genauso gesund bzw. krank sind wie in den Wochen davor oder auch danach. Die Diskussion darüber ist hier nachzulesen.

Zum Weiterlesen:
Medizynikus:Krankenhausalltag in der Provinz – Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Warum ist es wichtig nach Religionen zu pflegen?

Eigentlich wollte ich nur mal schauen, was es in der letzten Zeit für Suchanfragen gab, die auf dieses Weblog führten. „Warum ist es wichtig nach Religionen zu pflegen?“ wollte jemand wissen. Hm – ich bezweifle erst einmal daß es für die meisten Menschen ein Anliegen ist, „nach Religion“ gepflegt zu werden.

Klar, bestimmte religiöse Zugehörigkeiten bringen bestimmte Erfordernisse mit sich. Orthodoxe Juden benötigen koscheres Essen und eine bestimmte religiöse Infrastruktur und werden deshalb in ein Haus gehen, das diesen Bedürfnissen entgegenkommt. Das muß aber nicht unbedingt ein Heim sein, in dem nur Juden sind. In Frankfurt und in Basel gibt es Häuser, die eine Infrastruktur für orthodoxe Juden gewährleisten und dennoch auch nicht-jüdische Bewohner haben. Auch praktizierende Muslime haben spezielle Bedürfnisse im Hinblick auf Körperpflege oder Nahrungsmittel, die halal sind. In Berlin gibt es bereits ein Heim für diese Gruppe. In dem Heim, in dem meine Mutter zuerst war, wurde eine Etage speziell für Zeugen Jehovas eingerichtet. Eine eigene Infrastruktur für eine religiöse Gruppe ist dann erforderlich, wenn diese Gruppe Bedürfnisse hat, die durch ihre Religionsausübung sehr stark von der Allgemeinheit abweicht.

Für die meisten Menschen dürfte es ausreichen, wenn eine Atmosphäre der Wertschätzung und des Respekts geschaffen wird, in der auch religiöse Themen und Bedürfnisse Platz haben. In Mamas erstem Heim waren die meisten Bewohner ihrer Wohngruppe evangelisch geprägt. Ein Herr war viele Jahre sehr engagiert in seiner Kirchengemeinde gewesen. So gab es in dieser Gruppe ein gemeinsames Abendritual. In einem Gemeinschaftsraum wurde einmal monatlich ein Gottesdienst angeboten, und der Pfarrer machte Geburtstagsbesuche. Abgesehen vom Abendritual war Mama dort an religiösen Angeboten nicht interessiert.

Im jetzigen Heim hat ein Großteil der Bewohner und Mitarbeiter keinen Bezug zu Religion. Die Kirche liegt gegenüber vom Haus. In Teamarbeit zwischen dem evangelischen Gemeindepfarrer, dem Sozialarbeiter und der Heilpädagogin, die für gruppenübergreifende Aktivitäten (Kochgruppe, Nachtcafe, Besuche der Therapiehundeteams etc.) zuständig ist, wurde gemeinsam ein Konzept für monatliche Gottesdienste entwickelt, die in der Kirche stattfinden – und zwar selbst in den Wintermonaten, wenn die Gemeinde sich zum Gottesdienst im Gemeindehaus zusammenfindet. Wie diese Gottesdienste konkret gestaltet werden kann man hier im Blog unter der Kategorie „Spirituelles“ nachlesen und auch hier im alten Blog. Die Grundidee dieser Gottesdienste besteht darin, existentielle Erfahrungen zu thematisieren in einer offenen Form, die Menschen mit unterschiedlichen Vorerfahrungen anspricht.

So wie Religion im Heim kein Thema sein kann, also ausgeblendet wird, so gibt es Einrichtungen, wo genau die andere Tendenz zu finden ist. Nicht weit von mir gibt es ein Haus, das von Diakonissen geführt wird. Die Gesamtatmosphäre und die Angebote haben mir gut gefallen. Kurz bevor ich mich fast für diese Einrichtung entschieden hätte, habe ich jemand kennengelernt, der dort seine Altenpflegeausbildung gemacht hatte und mir erzählte, daß der sonntägliche Gottesdienst in alle Räume übertragen wird – außer auf die Toiletten. Eine solche Zwangsveranstaltung wollte ich für Mama nicht. Und so beträgt mein einfacher Anfahrtsweg zu Mamas Heim eben nicht zwanzig Minuten sondern fast zwei Stunden – bei wetterbedingten oder baubedingten Störungen der S-Bahn auch gerne länger.

Es gibt aber auch Bedürfnislagen jenseits von Religion, die zu speziellen Wohnformen im Alter führen. In Berlin arbeitet der Verein „Village“ an einer Pflegeeinrichtung für schwule und lesbische Senioren. Vor einiger Zeit habe ich darüber einen Fernsehbeitrag gesehen, aus dem deutlich wurde, daß es dabei um die Generation von Schwulen und Lesben geht, die aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrungen sicher gehen wollen, daß sie auch im Alter und bei Pflegebedürftigkeit offen mit ihrer sexuellen Neigung umgehen und darüber reden können wollen und nicht in die Situation kommen wollen, diese zu verschweigen.

Außerdem weiß ich von einigen jüdischen Überlebenden der Schoah, daß sie nicht in ein rein jüdisches Pflegeheim gehen wollen, aber auch nicht mit Tätern und Mitläufern des Nazisystems ihre letzten Jahre verbringen wollen. Sie bevorzugen in Berlin eine bestimmte evangelische Einrichtung, von der bekannt ist, daß dort sehr genau hingeschaut wird, wer die Nichtjuden sind, die ins Heim aufgenommen werden. Dieses Haus ist aber nicht aufgrund der Bedürfnislage der Juden entstanden, sondern von Christen, die im Widerstand engagiert waren. Die haben nämlich auch keine Lust auf Altnazis oder Mitbewohner, die mit dieser Zeit unreflektiert umgehen.

Wenn jemand Fragen zu diesem Beitrag hat, dann bitte im Kommentarbereich einstellen.

Arbeitsbesuch beim Alzheimer-Projekt in den Niederlanden

Nein – ich war nicht dort und ich habe es auch nicht vor. Eines der meist verwendeten Suchworte für dieses Weblog lauten Demenzdorf – Alzheimerdorf – Niederlande – Hogewey. Oft ist das mit der Frage gekoppelt: „Wie kommt man hin“. Gemeint ist dieses Modellprojekt in der Nähe von Amsterdam.

Durch meinen Feedreader erfuhr ich auf der Website vom Innovationskreis Demenz über eine Studienfahrt zu diesem Ort. Genauer gesagt handelt es sich um die Möglichkeit zu einem eintägigen Arbeitsbesuch für Deutschsprachige im Januar. Zielgruppe sind Leute, die beruflich mit dementiell veränderten Menschen zu tun haben. Auf 50 ist die Zahl der Teilnehmenden beschränkt, und es kostet pro Person 295,00 Euronen. Das hat es mir die Sprache verschlagen, und ich wollte wissen, was genau an diesem Studientag passiert. Von 13.00 bis 16.00 h ist man inhaltlich zugange. Das Programm ist hier als PDF-Datei eingestellt.

295,00 Euro ist sehr heftig, wenn jemand das Projekt mal kennenlernen will. Das ist in Deutschland im sozialen Bereich überhaupt nicht üblich. Allerdings habe ich aus dem Programmablauf den Eindruck gewonnen, daß der sich eher an Leute richtet, die selber ein solches Projekt aufziehen wollen, weil auch Bauzeichnungen etc. vorgestellt werden.

Hier gibt es noch einen Artikel aus der Berliner Zeitung vom 26. Oktober 2010 mit einigen kritischen Gedanken zum Konzept der „Alzheimer-Siedlung“ unter dem Titel: „Der Traum von Hogewey“.

Das ging ins Auge …

Mama mag es überhaupt nicht, wenn sie neu gelagert wird. Sie will in Ruhe gelassen werden und fertig. Da sie aber nicht wundliegen soll, muß sie alle zwei Stunden gedreht werden. Gestern schlug sie dann um sich und erwischte die Mitarbeiterin voll im Auge. Ich hätte mit einer Schmerzreaktion gerechnet, aber nicht mit der Ansprache, die dann in ganz freundlichem Ton, zu dem ich in dieser Situation nicht in der Lage gewesen wäre, kam: „Mensch, Vorname-meiner-Mutter, was machst denn Du mit mir? Ich bekomm‘ ja ein blaues Auge. Was soll ich denn meinem kleinen Sohn sagen, wenn ich heimkomme. Dem sag ich doch immer, daß man sich nicht hauen soll.“

Mit leuchtenden Herzen …

Regelmäßig kommt eine Gruppe Hortkinder ins Heim. Gestern ging es rund im adventlich geschmückten Atrium. Normalerweise ist dort am Samstagnachmittag Kuchen- und Waffelessen angesagt. Gestern saßen die Bewohner gespannt mit staunenden Augen da. Etwa zwanzig Hortkinder hatten ein halbstündiges Programm mit Gedichten und Liedern vorbereitet. Los ging es mit dem Weihnachtsbäckerei-Lied. Die Kinder waren mit Schürzen und Backmützen verkleidet und begleiteten das Lied mit entsprechenden Gesten. Auch einige Instrumentalstücke gab es. Zum großen Teil waren es traditionelle Weihnachtslieder, bei denen viele Bewohner engagiert mitsangen. Eine Frau sagte bei jeder Gesangspause: „Wundervoll“. Zum Schluß gab es einen Adventskalender-Rap, der bei den Senioren auch gut ankam. Von den Kindern kam eine große Begeisterung an ihrem Tun rüber. Eine Seniorin deutete am Ende des gemeinsamen Nachmittags auf die Runde der Kinder und meinte: „Mit leuchtendem Herzen“. Leider konnte Mama nicht dabei sein, denn ihr Gesundheitszustand hat sich sehr verschlechtert.