Muttertag …

hatte für Mama immer einen hohen Stellenwert. Ich habe immer versucht, ihr diesen Tag so schön wie möglich zu machen, auch wenn ich eigentlich fand, daß er – wie der Valentinstag – eher kommerziellen Interessen dient. Letztes Jahr waren wir – da war ihr Bewegungsradius schon sehr eingeschränkt – im Lieblingscafé mit Sahnetorte und Eis. Am Schlimmsten war der Muttertag 2005 kurz nachdem vom Allgemeinkrankenhaus eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie veranlasst worden war. Angeblich sei Mama gegen eine Mitpatientin aggressiv geworden. Sie sollte nach Hause entlassen werden und verstand nicht, dass sie auf mich warten sollte. Was genau passiert ist, habe ich nie herausfinden können. Als ich im Krankenhaus ankam um sie abzuholen, da war sie schon von der Polizei in die psychiatrische Klinik gebracht worden, wobei sie – so die junge Ärztin – sich gewehrt habe und einen Polizisten gebissen habe. Am nächsten Tag fand ich sie dann mit einem blauen Auge und wenig ansprechbar, weil von Medikamenten zugedrühnt – auf einer gerontopsychiatrischen Station vor. Die war noch vom alten Schlag mit Schlafräumen für mehr als 10 Personen. Ich brachte ihr Kleidung, persönliche Dinge und ein Fotoalbum und war sehr erschüttert als ich merkte, daß sie mit den meisten Fotos nichts mehr anfangen konnte und die Personen falsch zuordnete. Nicht einmal sich selbst oder mich hat sie erkennt… Heute habe ich mir was Schönes vorgenommen, damit der Tag nicht allzu schwer wird. Im Grossen und Ganzen hat das geklappt, und die Leerstelle, die da ist, weil das erste Mal in meinem Leben Muttertag ist und sie nicht mehr da ist, darf auch sein. An solchen Tagen merkt man es besonders.

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