Reise ins Vergessen …

… heißt ein Artikel, der heute im Tagesspiegel erschien. Bis jetzt gab es Dokumentationen über das Pflegeprojekt in Thailand, das von Markus Woodtli gegründet wurde, in verschiedenen Fernsehsendern. Sie waren mehr oder weniger (meist eher weniger) kritisch in ihrer Berichterstattung, aber was der Tagesspiegel heute zu diesem Thema bietet ist äußerst unkritisch.

In meinem alten Blog ist ein kritischer Gastbeitrag von Inge S., Lehrerin für Pflegeberufe, über das Projekt von Markus Woodtli wie es in einer Fernsehdokumentation dargestellt wurde, und zwar hier.

Die Last mit den Eltern …

hieß eine Dokumentation, die ich gerade in der ARD gesehen habe. Drei Familien, die versuchen, die Eltern oder einen Elternteil zuhause zu pflegen, wurden gezeigt. 1,6 Millionen Menschen werden derzeit zuhause gepflegt, meist von den Töchtern oder Schwiegertöchtern. Auch in der Doku war es so, dass Brüder – soweit vorhanden – im Hintergrund blieben. Bei einem Elternpaar – beide pflegebedürftig – sind drei Töchter neben ihrem Beruf rund um die Uhr für die Eltern da. Freizeit gibt es für sie nicht mehr. Schon der Vater allein braucht so viel Unterstützung, daß die Mutter zu kurz kommt.

Am meisten bewundere ich eine Frau, die sich allein um ihre Mutter kümmert. Die Geschwister haben sie im Stich gelassen. Zu ihrer Situation heißt es auf der Sendungshomepage:

Über 15 Jahre lang hat Sabine Zahntechniker in der ganzen Welt ausgebildet, in Manila und Los Angeles gelebt und sich dann mit einem Designladen in Holland niedergelassen. Gerade hatte sie eine Anfrage auf die Philippinen zurückzukehren erhalten, als der Anruf ihres Bruders kam, ihre Mutter sei mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert worden. Das war total überraschend, weil sie ja eben noch so ganz fit war. Sie ist einen Tag vorher noch Auto gefahren. Keiner hat damit gerechnet, dass sie von einem Tag auf den anderen ein Pflegefall ist. Man stellt es sich so vor, dass das so langsam kommt, dass man es sieht, dass man sich darauf vorbereiten kann, aber das war es halt nicht.
Sabines Mutter überlebt knapp, kann sich aber nicht mehr artikulieren und für Sabine ist klar, dass sie in einem Heim untergehen würde. Spontan beschließt sie, für vier Tage die Woche in ihr Heimatdorf Brake bei Oldenburg zurückzukehren und drei Tage in Holland weiter zu arbeiten. Doch die dafür nötige Unterstützung ihrer drei Geschwister bleibt aus. Sabine muss in Brake bleiben und wird von einer erfolgreichen Unternehmerin zur Hartz-IV-Empfängerin. Dennoch hat sie ihren Entschluss nicht bereut. Systematisch hat sich Sabine in den Bereich der Pflegestufen und Zusatzleistungen eingearbeitet und setzt zurzeit alles daran, die für die Mutter nötige Flüssigkeitsversorgung bei der Krankenkasse durchzusetzen.

Die Frau schafft es sogar noch, eine Ausbildung zur Masseurin zu beginnen – das einzige, was die Agentur für Arbeit bereit ist zu finanzieren. Sie weiß, dass sie nach dem Tod der Mutter für ihr Auskommen sorgen muß. Die drei Geschwister, die mit am Tisch sitzen, als darüber beraten werden soll, ob die Mutter mit einer Magensonde ernährt werden soll, sehen alle so aus, als ob ihre Situation abgesichert ist. Letztlich ist Sabine wieder allein in der Entscheidung, wie es mit der Mutter weitergeht.

Das Fazit der Sendung, das ich nur bestätigen kann:
Oft sind es weniger die kranken Eltern, sondern die Kämpfe mit Krankenkassen, Ärzten und Behörden, die die Pflege zur Last machen

Wiederholungen:
EinsExtra, 31. Oktober 2011, 05:30 Uhr
EinsExtra, 12./13. November 2011, 00:20 Uhr
SWR, 25. Januar 2012, 20:15 Uhr

Demente der Woche – nein danke!

„Demente der Woche“ las ich im Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe des Stern Nr. 42. „Buch des Monats“, „Sportler des Jahres“ und andere Ranglisten kenne ich reichlich, aber „Demente der Woche“ fand ich hochgradig irritierend.

Richtig sauer wurde ich aber, als ich mir dann den Artikel zu Gemüte führte. Es wurde von einem weiblichen Hollywoddstar berichtet, die für den Präsidenten eines osteuropäischen Landes für eine extrem hohe Gage ein Geburtstagsständchen singt. Dieser Präsident ist ein Autokrat und sollte wegen der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen seines korrupten Regimes geächtet werden – meint der Autor. Nun ist der Hollywoodstar zugleich aktiv in der Initiative „Cinema for Peace“. Das bringt den Sternautor dazu, sie mit dem Titel „Demente der Woche“ zu belegen.

Man muß dieses Verhalten des Hollywoodstars nicht gut finden. Man kann es kritiseren, aber „Demenz“ ist nicht der richtige Ausdruck, wenn jemand im Widerspruch zu Werten lebt, die er propagiert. Ein Dementer kann nicht anders, der Hollywoodstar kann durchaus anders.

Im Stern, der schon herausragende Artikel zu Demenz und Alzheimer veröffentlicht hat, möchte ich sowas schon gleich gar nicht lesen.

Und genauso wie ich es daneben finde, wenn auf Berliner Schulhöfen „Jude“ oder „Schwuler“ ein Schimpfwort ist, so sehe ich es auch für den Titel „Demente der Woche“. Früher sprach man in einem solchen Fall vom „Absteiger der Woche“.

Demenz als Familienkrankheit …

Psychologie Heute Cover

Psychologie Heute November 2011

… ist ein Artikel in der Oktobernummer von PSYCHOLOFIE HEUTE überschrieben, den ich relativ allgemein gehalten fand, und der mir nichts Neues brachte. Aber in den Quellenangaben fand ich den Hinweis auf eine Tagungsdokumentation, die auch für hier Mitlesende interessant sein könnte. Die Tagung fand 2007 statt und ging über „Angehörigenarbeit – Aspekte differenzierter Beratung“. Unter anderem gibt es Beiträge zu folgenden Themen:

– Besonderheiten der psychosozialen Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund
– Pflegende Angehörige auf dem Weg zur filialen Reife – wie können sie durch Beratungsarbeit unterstützt werden?
– Traumatisierung in der Biografie älterer Frauen

Die Dokumentation ist hier.

Besucherzahlen

Beim Blick auf die Besucherzahlen dieses Weblogs staune ich, wieviele Leserinnen und Leser nach wie vor hier vorbei schauen. Das ist über die Suchanfragen alleine nicht erklärbar. Meine „Blog-Frequenz“ ist begreiflicherweise zurückgegangen, und trotzdem nach wie vor so viel Interesse und Anteilnahme – auch in privaten eMails. Dafür herzlichen Dank.

Ich bin allerdings auch etwas verunsichert und frage mich, was für diejenigen, die regelmäßig hier vorbeischauen, von Interesse ist? Vielleicht mag der/die eine oder andere dazu die Kommentarfunktion nützen und schreiben?

Ich plane gerade einige grundsätzliche Einträge über „Demenz und Menschenbild“ und wurde auch durch einen Spiegelartikel angeregt, nochmal etwas zu den osteuropäischen Pflegearbeiterinnen in Privathaushalten zu schreiben.