Ein sehr lesenswerter Artikel über Frühdemenz, der aus der Perspektive des pflegenden Ehemannes verfaßt ist. Er hat seine Frau sechs Jahre lang begleitet als sie mit 51 die Diagnose Alzheimer bekam. Auch das Thema „Aggressionen“ und die Schwierigkeit damit umzugehen wird nicht ausgespart. Besonders ist an diesem Artikel noch, daß der berichtende Journalist den Ehemann als ehemaligen Kollegen kennt.
Schlagwort-Archive: Angehörige
Wer pflegt, wird arm …
Am Beispiel von Frau Lonn, die sieben Jahre ihre Mutter gepflegt hat und bei deren Tod Mitte 50 ist, zeigt eine Reportage von Deutschlandradio Kultur, wie das pflegerische Engagement von Angehörigen in die Armutsfalle führt. Die sehr hörenswerte Sendung ist hier nachzuhören und nachzulesen.
Hart aber Fair: Diagnose Alzheimer: Und wer hilft den Angehörigen?
Gerade mal zwei Wochen ist es her, daß bei „Hart aber Fair“ im Anschluß an den Spielfilm mit Christiane Hörbiger über das Thema Alzheimer diskutiert wird. Heute liegt der Schwerpunkt der Fragestellung auf den betroffenen Angehörigen.
Folgende Gäste sind eingeladen:
Ursula van der Leyen, geschäftsführende Bundesministerin für Arbeit und Soziales, ihr Vater Ernst Albrecht ist an Demenz erkrankt
Martina Rosenberg, Journalistin und Buchautorin „Mutter, wann stirbst du endlich?“; pflegte jahrelang ihre demenzkranke Mutter
Dr. Oliver Peters, Oberarzt Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité Berlin; leitet die „Gedächtnissprechstunde“ für Demenzkranke und forscht an einem wirksamen Impfstoff gegen Alzheimer – war schon vor vierzehn Tagen dabei
Malte Sieveking, pflegte seine demenzkranke Frau – sein Sohn David Sieveking, der Regisseur des Films „Vergissmeinnicht“ war vor zwei Wochen dabei
Armin Rieger, Leiter eines privaten Pflegeheims in Augsburg
Heike Nordmann, Pflegeexpertin der Verbraucherzentrale NRW
Mo 28. Oktober 21.00 h
Hart aber Fair
Diagnose Alzheimer: Und wer hilft den Angehörigen
So gut und wichtig ich es finde, daß der Schwerpunkt auf der Angehörigenperspektive liegt: Aber wer wird eingeladen: Abgesehen von Malte Sieveking lauter Leute, die man schon aus anderen Talkshows kennt – sozusagen die Standardbesetzung beim Thema Demenz. Und: Es sind alles Angehörige, die – finanziell gesehen – in sehr priviligierten Verhältnissen leben.
Demenz als Familienkrankheit …
… ist ein Artikel in der Oktobernummer von PSYCHOLOFIE HEUTE überschrieben, den ich relativ allgemein gehalten fand, und der mir nichts Neues brachte. Aber in den Quellenangaben fand ich den Hinweis auf eine Tagungsdokumentation, die auch für hier Mitlesende interessant sein könnte. Die Tagung fand 2007 statt und ging über „Angehörigenarbeit – Aspekte differenzierter Beratung“. Unter anderem gibt es Beiträge zu folgenden Themen:
– Besonderheiten der psychosozialen Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund
– Pflegende Angehörige auf dem Weg zur filialen Reife – wie können sie durch Beratungsarbeit unterstützt werden?
– Traumatisierung in der Biografie älterer Frauen
Die Dokumentation ist hier.
Angehörigenbashing …
Immer wieder gerät in Politsendungen die Pflege in Heimen oder zuhause in den Fokus. Das ist auch gut so. Nicht gut ist, wenn derartige Beiträge immer wieder gern mit dem einleitenden Satz versehen werden: „Viele wollen ihre alten und pflegebedürftigen Eltern nicht ins Heim abschieben„. Ich würde mal sagen: Niemand will Angehörige abschieben, sondern jede/r ist um die bestmöglichen Bedingungen bemüht. Die können je nach persönlicher Situation des Pflegebedürftigen oder der pflegenden Angehörigen (meist sind es nach wie vor Frauen – machen wir uns nichts vor: Töchter, Schwiegertöchter, Ehefrauen) sehr unterschiedlich sein.
Niemand macht sich die Entscheidung für ein Pflegeheim leicht, aber es gibt Lebenssituationen, in denen ein Heim die einzige für alle Beteiligten sozialverträgliche Alternative ist. Selbst wenn ich nicht berufstätig wäre, hätte ich Mama nicht zuhause pflegen können. Meine Wohnung, die Breite der Türrahmen – schon damit hätte es angefangen. Das Heim konnte ihr Angebote zur Verfügung stellen, die auf privater Basis nicht zu organisieren gewesen wären: Beschäftigungstherapie, Hundebesuch, Gottesdienst und eine Fachlichkeit in der Pflege rund um die Uhr, die ein fachfremder Angehöriger selbst mit Unterstützung eines Pflegedienstes nicht bewerkstelligen kann.
Krankengymnastik kann man noch zuhause organisieren, aber Therapiehunde gibt es nicht in ausreichender Zahl. Die reichen noch nicht mal für alle Heime, die Interesse haben. Und wer hat schon so eben mal einen auf dementiell veränderte Menschen abgestimmten G-ttesdienst in der Nachbarschaft? Das Heim nimmt einen zwar die körperlichen Aspekte der Pflege ab, aber es bleibt trotzdem mehr als genug zu tun …
Wichtig wäre, daß politisch die Rahmenbedingungen vorhanden sind, die Pflege ermöglichen – in der eigenen Umgebung oder im Heim.
Zum Weiterlesen:
In dem Beitrag „Neulich in der Alzheimer Angehörigengruppe“ habe ich früher schon mal erzählt, wie es für pflegende Angehörige ist, wenn der Gedanke ans Pflegeheim näher rückt und unausweichlich wird, weil man es zuhause nicht mehr schafft.