Im Auslandjournal vom gestern wurde ein Beitrag über ein Dorf für dementiell veränderte Menschen in Weesp in der Nähe von Amsterdam gezeigt.

Ihre Krankheit ist eine schwere Belastung, auch für Ehemann Anton, der Greet nicht mehr zu Hause betreuen kann. Nun lebt sie nahe Amsterdam im ersten Dorf speziell für Demenzkranke und ist Teil eines Pilotprojekts, das den Bewohnern trotz Krankheit weiterhin ein normales Leben ermöglichen soll… Ihre Krankheit ist eine schwere Belastung, auch für Ehemann Anton, der Greet nicht mehr zu Hause betreuen kann. Nun lebt sie nahe Amsterdam im ersten Dorf speziell für Demenzkranke und ist Teil eines Pilotprojekts, das den Bewohnern trotz Krankheit weiterhin ein normales Leben ermöglichen soll… Zieht man nach Hogeway, kann man sich für einen von sieben unterschiedlichen Lebensstilen entscheiden: städtisch, handwerklich, indisch, häuslich, kulturell, christlich oder goois, regional-typisch. So müssen sich die Patienten nicht entscheidend umgewöhnen und können auch in ihrer neuen Umgebung leben, wie sie es von früher gewohnt sind. Wohnen darf hier nur, wer in die höchste Pflegestufe eingeordnet wurde, Demenz im fortgeschrittenen Stadium hat und 24 Stunden am Tag betreut werden muss. 160 Euro pro Tag bekommt die Stiftung, die das Heim betreut, aus Kranken- und Sozialversicherung, um Wohnen, Essen und Betreuung der Bewohner zu finanzieren…
(Auszüge aus dem Artikel zur Sendung)
Der vollständige Artikel steht hier
Anmerkungen zu den Lebensstilen:
goois: Bezieht sich eine Region in der niederländischen Provinz Nordholland, zwischen Amsterdam, Amersfoort und Utrecht gelegen. Zur mit Heide, Wald, Wiesen und kleinen Seen geprägten Region zählen neben vielen authentischen Ortschaften verschiedene wichtige Naturschutzgebiete südlich des IJsselmeers. Die größte Stadt ist Hilversum.
indisch: Ist eine falsche Übersetzung. Richtig müßte es heißen „indonesisch“, was mit einer ehemaligen niederländischen Kolonie zu tun hat.
Wegen des hohen muslimischen Bevölkerungsanteils in den Niederlanden plant Hogewey auch für diesen potentiellen Bewohnerkreis ein entsprechendes Lebensumfeld zu schaffen.
Die Finanzierung der 5000 Euro monatlich pro Bewohner wird über die Pflegeversicherung gewährleistet. In diese bezahlt jeder je nach Höhe seines Arbeitseinkommens ein. Greets Mann muß nur 100 Euro monatlich für ihre Teilnahme an diversen Gruppenaktivitäten bezahlen.
Das Video über die Alzheimer-Siedlung in den Niederlanden ist hier (6:47 min)
(Dieser Videobeitrag ist wesentlich ausführlicher als die ZDF-Beiträge bei „heute in Europa“ vom 17.9. 2010 oder im „Morgenmagazin“ vom 21.9.2010).
Einen über den Videobeitrag hinaus weiterführenden, sehr ausführlichen und anschaulichen Artikel über „Die Kraft der Illusion – ein Dorf für Demenzkranke“ aus dem Rheinischen Merkur kann man hier nachlesen.
Eine Bilderstrecke findet man hier.
Nachtrag vom 19. September 2010:
Vor drei Tagen habe ich diesen Blogeintrag über das Alzheimerdorf in den Niederlanden gepostet. Dieser eine Eintrag hatte in den letzten drei Tagen 7 mal mehr Leser, die über Suchmaschinen kamen als alle anderen Artikel dieses Weblogs in den letzten sieben Tagen zusammen.
Ich vermute, daß die an diesem Artikel Interessierten vorwiegend Menschen sind, die beruflich mit dementiell veränderten Menschen zu tun haben, denn wer für seine Angehörigen eine Einrichtung sucht, wird das nicht im fremdsprachigen Ausland tun. Obwohl die Zugriffe auf diesen Artikel immens hoch sind, ist es der einzige Eintrag, der nicht kommentiert wurde. Mich würde interessieren, welche Eindrücke Professionelle von diesem Pionierprojekt haben und wie unter Hauptberuflichen darüber gesprochen wird. Gibt es auch kritische Anmerkungen? Wäre ein solches Projekt auch in Deutschland möglich und wenn ja unter welchen Rahmenbedingungen? Gerne kann der Kommentarbereich hier dafür genutzt werden. Es würde mich freuen, wenn Sie davon Gebrauch machen würden.
Nachtrag vom 13. Dezember 2010:
In der Berliner Zeitung vom 26. Oktober wird unter dem Titel Der Traum von Hogewey wird das niederländische Demenzdorf auch mit einigen kritischen Fragen konfrontiert. Wie ist es ethisch einzuordnen, wenn für dementiell veränderte Menschen eine künstliche Lebenswelt inszeniert wird?
Nachtrag vom 14. Dezember 2010:
Gestern erschien auf der Website vom Innovationskreis Demenz ein Artikel, der einen eintägigen Arbeitsbesuch in Hogewey am 20. Januar 2011 für Deutschsprachige ausschreibt. Mit 295 Euro ist man als professionell in diesem Bereich Tätiger dabei.
Nachtrag 23. September 2011:
In schöner Regelmässigkeit bekomme ich Anfragen von Leuten, die das Demenzdorf besuchen können. Ob man da übernachten kann etc.? Mich wundert das, denn dies ist ein Weblog, in dem ich über das Demenzdorf schreibe. Wenn Sie also Kontakt aufnehmen wollen, bemühen Sie eine Suchmaschine Ihres Vertrauens und finden Sie die Kontaktmöglichkeiten heraus.
Nachtrag 22. Juli 2012:
In der Badischen Zeitung ist ein Artikel über Hogewey unter der Überschrift „die blaue Pille“ erschienen, der auf die beiden Ebenen vor und hinter den Kulissen dieses Ortes eingeht – sehr gelungen!
http://www.badische-zeitung.de/gesundheit-ernaehrung/die-blaue-pille–61120289.html