Auf der Sendungshomepage von Hart aber Fair habe ich nachgesehen, welche Gäste zum Gespräch eingeladen worden sind:
Inga Griese, Gesellschafts- und Lifestyle-Journalistin. Sie kannte Gunter Sachs persönlich. Eine Gesellschafts- und Lifestyle-Journalistin muß ich nun nicht unbedingt sehen, aber aus aktuellem Anlaß der Sendung ist es verständlich, dass jemand eingeladen wird, der Gunter Sachs persönlich kannte. Und vielleicht habe ich auch Vorurteile gegen Gesellschafts- und Lifestyle-Journalistinnen und diese Sendung gibt mir die Gelegenheit, diese zu revidieren.
Tilman Jens ist der Sohn des Schriftstellers und Rhetorikprofessors Walter Jens, der schon zum Thema veröffentlicht hat, was nicht unumstritten war. Mich interessiert seine Perspektive als Angehöriger, dessen dementiell veränderter Vater in einer Situation lebt, die finanziell sehr priviligiert ist und sicher nicht vergleichbar ist mit einem Angehörigen, die ein druchschnittliches Einkommen haben.
Die SPD-Politikerin Renate Schmidt finde ich eine gute Wahl und bin sehr gespannt auf ihre Beiträge. Den Journalisten und Moderator Stephan Kulle kenne ich nicht. Er hatte im Alter von 23 Jahren einen Autounfall und war fünf Jahre im Rollstuhl. Darüber hat er ein Buch geschrieben: „Riss im Glück: Diagnose Querschnittlähmung. Wie ich wieder auf die Beine kam.“ Das hat zwar nichts direkt mit Alzheimer zu tun, aber dass eine Person eingeladen wird, die eine scheinbar ausweglose Situation erlebt hat und im Rückblick darüber erzählen kann, verstehe ich.
Und dann ist da noch Peer Juhnke, mit dem man scheinbar zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Arzt und Sohn des verstorbenen Entertainers Harald Juhnke. Und das verhagelt mir schon im Voraus die Talkshow. Noch als Mama lebte, habe ich ihn schon mal im Fernsehen zum Thema Demenz erlebt. Ich finde, ein zweites „Promi-Kind“ neben Tilman Jens bräuchte es eigentlich nicht. Aber, was mir die Suppe völlig verhagelt ist, daß ich weiß, wie Herr Juhnke junior über das Heim spricht, in dem sein Vater untergebracht war. Das hat nämlich nichts mit den Realitäten zu tun, die ich erlebt habe. Harald Juhnke war nämlich in dem Haus, in dem auch meine Mutter gepflegt wurde – und nicht nur das: Mama war in der gleichen Wohngruppe, in der Harald Juhnke betreut wurde. Und wenn das nicht schon genug wäre: Nach dem Tod von Harald Juhnke ist Mama in das Zimmer von Harald Juhnke eingezogen und hat sich gelegentlich in diesem Glanz gesonnt. Ich erinnere mich noch sehr genau als sie mich einige Tage nach ihrem Einzug – etwas provozierend fragte: „Und was machst Du, wenn es mir hier auch nicht gefällt?“. Darüber machte ich mir aber nach diesem Umzug und Neustart ehrlich gesagt keine allzu großen Sorgen. Ich antwortete: „Das weiß ich nicht. Du weißt ja, daß ich monatelang gesucht habe, bis ich dieses Haus gefunden habe. Und hier in diesem Zimmer hat vor Dir der Harald Juhnke gewohnt. Also schau doch erst einmal, wie es hier ist, und dann sehen wir weiter. Und das, was der Juhnke-Sohn vor ein paar Jahren in der Talkshow über das Heim erzählt hat, hätte mich überhaupt nicht auf die Idee gebracht, daß es sich um das selbe Haus handelt, in dem meine Mutter zu diesem Zeitpunkt lebte. Ich habe auch am nächsten Tag die von seinen Erzählungen völlig erschütterten Mitarbeiterinnen erlebt. Und die besondere Mitarbeiterin, von der ich hier erzählt habe, hört ich zu einer Kollegin sagen: „Wie kann er denn so über uns reden. Er war doch in der ganzen Zeit, die sein Vater hier bei uns war gerade zwei mal da.“ Man darf also gespannt sein. Jedenfalls habe ich an die Redaktion der Talkshow eine Mail geschrieben und gefragt, warum zwei Promi-Söhne eingeladen werden, aber keine Pflegefachkraft, die täglich mit Demenzkranken arbeitet?
Zum Weiterlesen:
Selbstmord – ich habe Demenz