Post von der Kirche (2)

Berliner Brief, evangelische Kirche, Berlin, Brandenburg, Generalsuperintendentin, Ulrike Trautwein, Auch im Jahr 2012 gibt es von der evangelischen Kirche einen Brief, dieses Mal von Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, deren Vorgänger Ralf Meister (jetzt Bischof der Hannoverschen Landeskirche) es mit dieser Aktion, die unter dem Label „Berliner Brief“ läuft, vor zwei Jahren in die Medien geschafft hat. Der Berliner Brief  2012 von Ulrike Trautwein ist nicht ganz so lang und nicht ganz so banal wie der ihres Vorgängers.

Und wieder heißt es – diesmal etwas allgemeiner formuliert als vor zwei Jahren bei Herrn Meister: „Dank Ihrer Unterstützung wirken wir weit in die Gesellschaft hinein, besuchen Einsame, betreuen Kinder, helfen Obdachlosen. So hinterlassen wir Spuren aus Glaube, Liebe und Hoffnung“.

Und wieder fällt mir nur Folgendes ein: Mir ist immer noch nicht klar – auch zwei Jahre später 2012 nicht, was das soll. Wenn man das ehrenamtlich in der Kirche tätigen Leuten schreibt, dann ist mir das noch einigermaßen verständlich, aber was soll meine dementiell veränderte – inzwischen verstorbene – Mutter damit anfangen?  Abgesehen davon daß es die ganze Zeit ihres Heimaufenthalts nicht möglich war,  jemanden zu finden, der sie in den Sonntagsgottesdienst mitgenommen hätte, den sie gerne besucht hätte. Das Heim war direkt gegenüber von der Kirche. Das wäre ein zusätzlicher Aufwand von 2 mal 10 Minuten gewesen, und zwar für jemand, der sowieso in den Gottesdienst geht.

Die meisten Leute sind in der Kirche ohne groß darüber nachzudenken und nehmen den kirchlichen Service zu bestimmten Lebensereignissen in Anspruch.  Diesen Leuten zu sagen, daß sie „Spuren aus Glaube, Liebe und Hoffnung“ hinterlassen, berührt mich merkwürdig.

700 000 evangelische Christinnen und Christen haben dieses Schreiben bekommen. 533 000 Briefe, die pro Stück 42 Cents kosteten, wurden verschickt. Die Kosten dieser Maßnahme belaufen sich also auf 223 860 Euro. Das seien nur 0,2 % des durchschnittlichen Kirchensteueraufkommens eines Berliner Haushaltes heißt es in der Website zum Projekt.

Und eine allerletzte Frage: Ordne ich das jetzt unter der Kategorie „Spitituelles und Religiöses“ oder unter „Amtsschimmel“ ein?

Zum Weiterlesen:

Berliner Brief 2012
Post von der Kirche (1)

4 Gedanken zu „Post von der Kirche (2)

  1. Ich denke, das ist unter „Amtsschimmel“ einzusortieren 😉

    Ich habe dieses Schreiben schon vor Wochen bekommen, gedacht „nimm es mal ernst“ und mit Hinweis auf „meine Spuren“ auf dieses Schreiben geantwortet. Wahrscheinlich ist es im Spam-Ordner gelandet………..;-)

  2. Viele Menschen haben sich über den Neujahrsgruß gefreut. Sie offensichtlich nicht. Schade.
    Traurig finde ich, dass sich niemand gefunden hat, Ihre Mutter in den Gottesdienst mitzunehmen. Das kenne ich aus vielen Gemeinden anders. Da gibt es Haupt- und Ehrenamtliche, die sich bemühen auch Menschen, die nicht mehr selbstständig sind, den Gottesdienst zu ermöglichen. Ansonsten finde ich nicht, dass es eine Geldverschwendung ist 42 Cent auszugeben, um Menschen Dankeschön für Ihre Kirchenmitgliedschaft zu sagen.
    Woher wissen Sie eigentlich, dass die meisten Menschen ohne darüber nachzudenken, Mitglieder der Kirche sind?
    Alles Gute
    Ihre Ulrike Trautwein

  3. @ Frau Generalsup. Trautwein:
    „Woher wissen Sie eigentlich, dass die meisten Menschen ohne darüber nachzudenken, Mitglieder der Kirche sind?“

    Dazu empfehle ich als Lektüre die EKD-Erhebung:
    „Kirche – Horizont und Lebensrahmen. Weltsichten, Lebensstile, Kirchenbindung. Vierte EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft“
    Download hier möglich:
    http://www.ekd.de/EKD-Texte/kmu_4_ekd.html

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