Wie Pflegekonzerne durch Ambulantisierung Kasse machen

Letzte Woche habe ich ein neues Wort gelernt: „Ambulantisierung der Pflege“. Ein Beitrag in der Sendung Report Mainz informierte über einen neuen Trend, der im Zusammenhang mit der Pflegereform zu sehen ist.

Die Politik will damit eigentlich unterstützen, daß Menschen, die ihre pflegebedürftigen Angehörigen zuhause versorgen finanziell etwas besser gestellt werden und etwas mehr finanzielle Spielräume haben als das bisher der Fall ist. Wenn man sieht, wie hoch die Beträge sind, die ein Pflegeplatz in einem Heim kostet und welche Kosten die pflegenden Angehörigen einsparen helfen, dann kommt diese finanzielle Besserstellung sicher nicht zu früh.

Aber da gibt es gleich andere, die auf diesen Zug aufspringen und profitieren, obwohl sie gar nicht die eigentlichen Adressaten dieser Neuerung sind. Im Fernsehbeitrag wird eine alte Dame mit ihrer Tochter gezeigt. Bis jetzt hat sie ein Zimmer in einem Pflegeheim bewohnt. Von einem Tag auf den anderen hat der Betreiber des Heimes – eine bundesweit tätige Kette – in das Zimmer eine kleine Küchenzeile gestellt: Herd, Spüle, Kühlschrank. Die alte Dame benötigt das nicht. Mit ihr und ihrer Tochter wurde nicht darüber gesprochen. Das neue Möbel steht ungenutzt herum und beansprucht nur Platz.

Für die Bewohnerin hat die Küchenzeile keinen Nutzen, für den Heimträger schon: Jetzt ist nämlich aus dem Zimmer im Pflegeheim ein „Apartment“ geworden, und im Erdgeschoß des Hauses befindet sich nun ein „ambulanter Pflegedienst“, bei dem die Mitarbeitenden, die die Menschen in den Pflegeapartments versorgen, angestellt sind. Für die Heimbewohner hat sich – außer der Küchenzeile – nichts geändert. Es gibt keinen Mehrwert für sie. Alles ist wie vorher nur das Heim kann mit den Pflegeapartments mehr Geld abrechnen als vorher. Von über drei Milliarden Euro ist in der Sendung die Rede, die das an Mehrkosten für das Gesundheitswesen voraussichtlich bringt.

Den Beitrag kann man hier anschauen.